Der Schmetterlingseffekt des Auflösungsbefehls aus Japan
Als die japanische Regierung Ende 2023 die Auflösung der Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung (ehemals Vereinigungskirche/Tongil-Gruppe) beantragte, ahnten nur wenige, dass dies einen riesigen Tsunami in der südkoreanischen Politik auslösen würde.
Doch zwei Jahre später, im Dezember 2025, hat sich die Tongil-Affäre zu einem internationalen Skandal der ‘Verflechtung von Politik und Religion’ entwickelt, der über Korea und Japan hinausreicht. Japanische Ermittler entdeckten bei der Verfolgung versteckter Vermögenswerte verdächtige Geldströme nach Korea. Als diese Informationen mit der koreanischen Staatsanwaltschaft geteilt wurden, öffnete sich die Büchse der Pandora.
Die Staatsanwaltschaft geht dem Verdacht nach, dass diese Gelder nicht für religiöse Zwecke, sondern als ‘Lobbyfonds’ genutzt wurden, um politischen Einfluss in Korea zu sichern und Privilegien zu schützen. Eine umfassende Untersuchung wurde eingeleitet.
Die Jagd nach dem ‘schwarzen Geld’: Koreanisch-Japanische Zusammenarbeit
Die Sprengkraft dieser Ermittlungen liegt in der engen Kooperation beider Länder. Die japanische Seite stellte fest, dass Gelder, die durch aggressive Spendenaktionen von japanischen Gläubigen gesammelt wurden, unter Verletzung von Devisengesetzen und Geldwäschepraktiken an das koreanische Hauptquartier gesendet wurden. Die koreanische Staatsanwaltschaft verfolgt nun, wie diese Gelder über Briefkastenfirmen und Bankkonten gewaschen und schließlich als ‘politische Spenden’ oder ‘Veranstaltungssponsoring’ an einflussreiche Politiker weitergeleitet wurden.
Ein Ermittler deutete an: “Der Umfang der verfolgten Gelder beläuft sich auf Dutzende Milliarden Won, und das ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs.” Der Vorwurf, dass ein riesiges Kapital im religiösen Gewand versucht hat, politische Macht über Grenzen hinweg zu kaufen, sorgt für Entsetzen.
Vorladung des ehemaligen Stabschefs: Das Ziel ist die Spitze
Das Schwert der Justiz zielt nun auf A, einen ehemaligen Stabschef des Blauen Hauses und Schlüsselfigur der vorherigen Regierung. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt A, im Gegenzug für wohlwollende Reden bei Veranstaltungen der Gruppe oder politische Gefälligkeiten illegale Gelder in Millionenhöhe angenommen zu haben, und hat ihn als Verdächtigen vorgeladen. A bestreitet die Vorwürfe vehement und bezeichnet seine Teilnahme an Veranstaltungen als “zeremonielle Tätigkeit”.
Doch die Ermittler sollen bereits detaillierte Aussagen von Lobbyisten und Geschäftsbücher über die Geldübergabe gesichert haben. Die Vorladung von A signalisiert, dass diese Ermittlung nicht auf ‘kleine Fische’, sondern auf den ‘Kopf’ abzielt, was die Nervosität in der gesamten politischen Klasse erklärt.
Die Angst vor der Liste der ‘Tongil-Stipendiaten’
Was das politische Zentrum Yeouido in Angst und Schrecken versetzt, ist die Existenz einer Liste der sogenannten ‘Tongil-Stipendiaten’. Gerüchten zufolge haben Dutzende Abgeordnete beider Lager regelmäßige Unterstützung oder organisierte Wahlkampfhilfe von der Gruppe erhalten. In inoffiziellen Kreisen (Jjirasi) kursieren Listen mit Namen prominenter Abgeordneter und potenzieller Präsidentschaftskandidaten.
Sollte die Staatsanwaltschaft diese Liste verifizieren und veröffentlichen, käme dies vor den Parlamentswahlen im nächsten Jahr einer politischen ‘Vernichtung’ gleich. Die Parteien sind intern in Alarmbereitschaft, um mögliche Verwicklungen zu prüfen, und es herrscht die Stimmung: “Wenn das hochgeht, sterben alle.”
Die Struktur der Korruption: Mehr als nur Geldumschläge
Die Ermittlungen enthüllen eine Korruptionsstruktur, die die Vorstellungskraft übersteigt. Die Lobbyarbeit war äußerst ausgeklügelt. Es ging nicht nur um plumpe Bargeldumschläge. Es wurden Bücher bei Publikationsfeiern massenhaft aufgekauft, Studiengebühren und Lebenshaltungskosten für Kinder von Politikern übernommen oder luxuriöse Auslandsreisen finanziert. Es war ein intelligentes Verbrechen, das die Lücken im Gesetz über politische Gelder systematisch ausnutzte.
Lobbygelder aus dem ‘Blut und Tränen’ japanischer Gläubiger
Besonders empörend ist die Herkunft dieser Gelder. Opferverbände in Japan klagen an, dass die Gruppe Gläubigen Angst einflößte (“Wenn du den Groll der Vorfahren nicht löst, kommst du in die Hölle”), um ihnen ihr gesamtes Vermögen abzunehmen. Mit diesem Geld wurden dann koreanische Politiker ‘gekauft’, um das eigene Imperium zu sichern.
Tatsächlich zeigen die Finanzdaten, wie Spenden aus Japan über koreanische Firmen der Gruppe gewaschen und in die Politik geschleust wurden. Dass die koreanische Politik von diesem ‘schwarzen Geld’, das auf Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutung basiert, profitiert hat, wäre ein unauslöschlicher Schandfleck.
Verdacht auf Wahlmanipulation und Stimmenhandel
Die Lobbyarbeit beschränkte sich nicht auf Geld. Die Staatsanwaltschaft prüft auch, ob die Gruppe durch organisierte ‘Stimmenbündelung’ Einfluss auf Wahlen genommen hat. Mit ihrem landesweiten Netzwerk und der starken Bindung der Mitglieder konnte die Gruppe Kandidaten unterstützen oder abstrafen. Manche Abgeordnete sollen im Gegenzug für die Stimmen der Gläubige regelmäßig an Veranstaltungen teilgenommen haben. Dies wäre nichts weniger als Stimmenkauf, ein direkter Angriff auf die Demokratie.
Lobbying auch in der Justiz? Schatten der ‘käuflichen Unschuld’
Noch schockierender sind Hinweise auf Lobbyarbeit gegenüber der Justiz. Es besteht der Verdacht, dass ehemalige hochrangige Richter und Anwälte (“Jeon-gwan”) engagiert wurden, um Gerichtsentscheidungen zu beeinflussen. Einige unverständliche Urteile in Fällen, die die Gruppe betrafen, werden nun neu geprüft.
Fazit: Die Notwendigkeit der Selbstreinigung
Dieser Fall zeigt, dass die unheilige Allianz zwischen Religion und Politik in Korea einen kritischen Punkt überschritten hat. Religiöse Macht ist zu groß geworden und agiert ohne ausreichende Kontrolle. Die politische Klasse muss diese Ermittlungen als Chance zur radikalen Selbstreinigung nutzen. Korrupte Verbindungen müssen gekappt und Transparenz geschaffen werden. Wenn der ‘Tongil-Gate’ nicht dazu führt, dass das Prinzip der Trennung von Religion und Staat wiederhergestellt wird, sieht die Zukunft der koreanischen Demokratie düster aus. Die Bürger warten gespannt auf die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft, in der Hoffnung, dass die Gerechtigkeit siegt.